Alles ist im Fluß


Im vergangenen Winter fuhr mein Vater mit unserem Export zum zugefrorenen Dümmer, einem Flachsee an der Grenze zwischen Oldenburg und Hannover. Da schon mehrere motorisierte Schlitten auf dem Eis waren, setzte mein Vater mit zwei weiteren Insassen ebenfalls zur Überquerung des Sees an. Als sie nur noch einige 100m vom gegenüberliegenden Ufer entfernt waren, geriet der Wagen auf eine Fläche, die wahrscheinlich Enten längere Zeit offengehalten hatten. Der Wagen sackte plötzlich hinten weg. Mein Vater und seine Beifahrer rissen schnell die Tür auf und versuchten, möglichst weit von dem sinkenden Wagen fortzukommen. Bald stand der Wagen auf dem Grund und man sah in der Dämmerung nur noch das brennende Standlicht durchschimmern. Am nächsten Tag schlugen wir ein großes Rechteck in das wieder stark zugefrorene Eis und vergrößerten mit langen Bohlen die Angriffsfläche, auf die dann ein Kran gestellt wurde. Mit einiger Mühe konnte der Wagen schließlich (das Eis begann schon zu krachen) herausgehoben werden. Zur allgemeinen Verwunderung brannte das Standlicht noch. Der VW stand 24 Stunden unter Wasser, trotzdem brauchten keine Ersatzteile eingebaut zu werden; bereits zwei Tage nach dem Unglück fuhr mein Vater mit dem Wagen zur Karnevals-Sitzung.

Otto Enneking aus Steinfeld (1956)